Selbstzweifel in der Beziehung können jede von uns betreffen. Egal wie stark oder selbstbewusst du in anderen Lebensbereichen bist, in der Partnerschaft kommen oft alte Unsicherheiten und Ängste an die Oberfläche. Erfahre hier, warum Selbstzweifel entstehen, wie sie sich in der Beziehung äußern und welche Schritte du unternehmen kannst, um mehr Selbstsicherheit zu gewinnen.
Ursachen für Selbstzweifel
1| Vergangene Erfahrungen
Vielleicht hast du in früheren Beziehungen Verletzungen oder Enttäuschungen erlebt, die deine Unsicherheiten genährt haben. Dabei muss es sich gar nicht ausschließlich um Liebesbeziehungen gehandelt haben. Wir stehen mit unzähligen Menschen in Beziehung. Im Beruf, im Freundeskreis, mit den Menschen in unserer Familie und den Mitgliedern unserer Herkunftsfamilie. Je älter wir werden, desto größer und schwerer wird der Rucksack, der all unsere vergangenen Erfahrungen beinhaltet.
2| Selbstwertgefühl
Ein niedriges Selbstwertgefühl führt oft zu Selbstzweifeln. Vielleicht hast du in deinem Leben schon viel Mist erlebt und hast dadurch Schwierigkeiten, deinen unschätzbaren Wert selbst zu erkennen und zu fühlen. Wenn wir in Bezug auf unseren eigenen Wert Unsicherheiten verspüren, dann fällt es uns meist schwer, uns selbst und unseren Fähigkeiten zu vertrauen.
Gerade in toxisch-narzisstischen Beziehungen leidet das eigene Selbstwertgefühl massiv. Durch die ständigen Abwertungen und wiederholtes Gaslighting haben Betroffene zunehmend Schwierigkeiten ihrer Intuition zu vertrauen und zweifeln permanent an sich selbst.
3| Vergleiche mit anderen
Ja, ja, wir alle wissen, dass der Vergleich mit anderen der schnellste Weg ins Unglück ist. Und dennoch tun wir es. Warum? Weil wir trotz unserer iPhones am Ohr Herden“tiere“ sind und dazugehören wollen. Aus diesem Grund orientieren wir uns (meist unbewusst) an anderen Menschen, um sicherzustellen, dass wir nicht Gefahr laufen ausgegrenzt zu werden. Obwohl uns das heute in der modernen Welt eigentlich völlig wurscht sein könnte, bedeutete Ausgrenzung aus der Herde in früheren Zeiten der Menschheitsgeschichte den sicheren Tod.
4| Kommunikationsprobleme
Wenn dein Partner dich und deine Bedürfnisse weder versteht, noch in der Lage oder bereit ist, auf diese einzugehen, dann kann das Selbstzweifel auslösen.
Achtung! Bitte verwechsle an dieser Stelle nicht BEDÜRFNISSE mit BEDÜRFTIGKEIT. Das sind zwei vollkommen verschiedene Paar Stiefel. Bedürfnisse zu haben ist vollkommen normal und menschlich. Du solltest deine Bedürfnisse äußern und darfst dir natürlich wünschen, dass dein Partner auf diese eingeht. Ob er das dann tut, steht auf einem anderen Blatt.
Bedürftigkeit hingegen bedeutet, dass du fälschlicherweise glaubst, dass du etwas unbedingt BRAUCHST, in der Fehlannahme, dass du dir das selbst nicht geben kannst.
5| Perfektionismus
Wenn du den Wunsch hast, in deiner Beziehung alles perfekt machen zu wollen, kann das zu Selbstzweifeln führen, weil die Realität immer deinen hohen Erwartungen hinterher hinkt. Lässt du dich dann zusätzlich auch noch von den Schein-Realitäten auf Social Media blenden, verstärkt das die Zweifel an dir selbst. Perfektionismus ist der Versuch alles zu kontrollieren und dahinter versteckt sich meist eine tiefe Angst, nicht liebenswert zu sein.
Meine Supervisorin würde jetzt an dieser Stelle Nam June Paik zitieren: „When too perfect lieber Gott böse.“ ;-)
Wie äußern sich Selbstzweifel in der Beziehung?
1| Eifersucht
Wenn du dich selbst nicht als wertvoll genug empfindest, kann Eifersucht entstehen, weil du befürchtest, nicht gut genug für deinen Partner zu sein. Die potenzielle Gefahr von Nebenbuhlerinnen wird dann gerne überall gewittert.
2| Überanpassung
Aus Angst, abgelehnt zu werden, könntest du dich zu sehr anpassen, deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und deine Werte nicht leben. Wenn wir uns in Beziehungen übermäßig anpassen, dann lassen wir auch häufig zu, dass unser Partner und andere Menschen über unsere Grenzen latschen, ohne diese zu verteidigen.
Ich selbst konnte meine Überanpassung in gleich zwei(!) Ehen nach der zweiten Scheidung vollständig überwinden. Ohne diese Ent-wicklung wäre ich heute nicht in der Lage, die liebevolle und erfüllte Beziehung auf Augenhöhe zu führen, die ich mit meinem jetzigen Partner leben darf.
3| Ständige Bestätigungssuche
„Schatz, liebst du mich noch?“ Vielleicht fragst du deinen Partner oft nach seiner Meinung oder suchst ständig nach Bestätigung, weil du dir selbst nicht genug vertraust. Nicht selten wird dann der Beziehungspartner übermäßig erhöht und auf ein Podest gestellt.
4| Rückzug
Selbstzweifel können dazu führen, dass du dich emotional zurückziehst, weil du glaubst, deinen Partner nicht belasten zu dürfen, aus Angst ihn zu verlieren. Ziehst du dich zurück, kann das deinen Partner sehr verunsichern, da er ja ebenfalls zur Gattung Mensch gehört und somit Unsicherheiten und Ängste hat. Das kann schnell zu vielen Missverständnissen und unnötigen Verletzungen führen.
5| Konfliktscheue
Ich glaube, die wenigsten Menschen sind scharf auf Konflikte und Auseinandersetzungen (außer vielleicht Anwältinnen und Anwälte ;-).
Vielleicht vermeidest du aus Angst vor Ablehnung Konfrontationen mit deinem Partner, was jedoch langfristig zu Frustration und Unzufriedenheit führen kann. Wenn du immer alles in dich hineinfrisst und heroisch alles mit dir selbst ausmachen möchtest, kann es passieren, dass sich diese Dinge irgendwann anderweitig Bahn schaffen. Nicht selten auch in Form von psychischen und/oder psychosomatischen Störungen. Wenn du an dir selbst bemerkst, dass du ein People Pleaser bist, dann erinnere dich daran: everybody’s darling is everybody’s depp!
7 Wege zu mehr Selbstsicherheit
1| Selbstreflexion
Nimm dir Zeit, um über deine Selbstzweifel nachzudenken. Woher kommen sie? Welche Erfahrungen, Gedankenmuster und Glaubenssätze tragen dazu bei?
2| Offene und mutige Kommunikation
Sprich offen mit deinem Partner über deine Gefühle und Unsicherheiten. Oft hilft es, wenn der andere weiß, was in dir vorgeht. Vergiss nicht, dein Partner kann immer nur bis vor deine Stirn schauen, nicht in deinen Kopf.
3| Grenzen setzen
Ich werde nicht müde zu betonen, wie unglaublich wichtig das Setzen von Grenzen in einer Partnerschaft auf Augenhöhe ist. Lerne unbedingt, deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren. Du darfst und sollst für dich selbst einstehen. Erwarte nicht, dass andere deine Grenzen erahnen und respektieren. Die Verteidigung deiner Grenzen ist DEINE Aufgabe und gelebte Selbstliebe.
4| Positive Selbstgespräche
Ich weiß, das fühlt sich gerade am Anfang irgendwie sperrig und gekünstelt an. Es geht nicht um positives Denken, denn da würdest du 5% Bewusstsein ganzen 95% Unterbewusstsein entgegen stellen, die das ohnehin nicht glauben. Versuche in kleinen Schritten negative Gedanken durch positive Affirmationen zu ersetzen und den Fokus auf das zu richten, was du an dir selbst schätzt. Erinnere dich immer wieder daran, dass du wertvoll und liebenswert bist.
5| Selbstfürsorge
Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst. Ob durch Hobbys, Meditation oder einfach nur einen Spaziergang in der Natur. Tue Dinge, die dir guttun und dich stärken. Vergiss bitte nicht, dass die wichtigste Beziehung in deinem Leben die Beziehung zu dir selbst ist.
6| Professionelle Hilfe und Unterstützung
Manchmal schaffen wir es nicht allein und das ist keine Schande. Scheue dich also nicht, professionelle Hilfe anzunehmen, die dir dabei helfen kann, tiefere Ursachen deiner Selbstzweifel zu erkennen und zu bearbeiten. Wenn es um uns selbst geht, sehen wir oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn du unsicher bist, ob du überhaupt Hilfe und Unterstützung von außen brauchst, dann kannst du gerne den 60-minütigen Konflikt CALL mit mir buchen, wo ich mir eine Stunde Zeit für dich nehme, um zu schauen, was die Gründe für deine Selbstzweifel und deine Beziehungsprobleme sind und was du in deiner Situation brauchst, um eine echte und vor allem nachhaltige Veränderung in deiner Partnerschaft zu erzielen.
7| Erfolge feiern
Mögen deine Fortschritte noch so klein sein: feiere dich dafür!
Die Würdigung deiner Erfolge sorgt in deinem Gehirn für wichtige Referenzerfahrungen, auf die es bei akuten Selbstzweifeln zurückgreifen kann. Je mehr erfolgreiche Schritte du machst, desto mehr Referenzerfahrungen sammelst du, die dir beweisen, dass du dir selbst vertrauen kannst.
Vergiss bitte nicht:
Selbstzweifel sind menschlich und kein Zeichen von Schwäche. Jeder Mensch wird hin und wieder von Selbstzweifeln geplagt. Deine Selbstzweifel sind eine wertvolle Chance dich selbst zu erkennen und persönlich zu wachsen. Indem du dich deinen Ängsten stellst und an deinem Selbstwertgefühl arbeitest, kannst du nicht nur deine Beziehung, sondern auch dein gesamtes Leben bereichern.
WEIL DU ES WERT BIST.
Alles Liebe,
Tatjana ♡