Endlich Urlaub! Es gibt kaum etwas Schöneres, als mit deinem Partner und euren Kindern eine gemeinsame Reise anzutreten. Der Urlaub bietet die perfekte Gelegenheit, den Alltag hinter sich zu lassen, neue Orte zu entdecken und wertvolle Zeit miteinander zu verbringen. Und dann fliegen die Fetzen.
Warum entstehen Beziehungskrisen ausgerechnet nach dem Urlaub?
Eines vorweg: es ist nicht ungewöhnlich, dass nach einem Urlaub Spannungen in der Beziehung auftreten. Im Folgenden nenne ich dir einige Gründe, die Beziehungsstress im Urlaub verursachen können:
1| Zu hohe Erwartungen
Eine Freundin von mir sagte einmal kurz und knackig: „Wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden.“ Was auf den ersten Blick ein wenig zynisch und bitter wirkt, birgt eine tiefe Wahrheit. Wenn wir unseren vermeintlichen Traumurlaub mit zu hohen Erwartungen an den Partner, an uns selbst und an die gemeinsame Zeit überfrachten, dann steuern wir geradewegs auf eine Ent-Täuschung hin, im Sinne von einem Ende der (Selbst-)Täuschung.
2| Intensive Nähe
Einer der am meisten genannten Wünsche von Frauen, die bei mir den intensiven 1:1 Coaching-Prozess durchlaufen, lautet: NÄHE! Sie wünschen sich mehr Zweisamkeit in ihrer Partnerschaft und sehen hoffnungsvoll der nächsten Urlaubsreise entgegen, um endlich mal wieder intensive Zeit mit dem Partner zu verbringen. Doch plötzlich so viel mehr Zeit als im Alltag mit dem eigenen Mann zu verbringen kann zu mächtigen Reibereien führen.
3| Stressfaktoren
So schön Urlaub ist. Reisen kann stressig sein. Von der Planung über die Anreise bis hin zu unerwarteten Problemen vor Ort. Wenn du oder dein Partner gestresst seid, steigt die Wahrscheinlichkeit von Konflikten. Von dem Affenzirkus mit den Kindern ganz zu schweigen. Auf gemeinsamen Urlaubsreisen lässt sich die Streitkultur eines Paares besonders schön beobachten. Zudem zeigt sich in solch stressigen Situationen auch, wie souverän jeder von euch in der Lage ist, seine Emotionen zu regulieren.
4| Kinder an Bord
Apropos Kinder. Erinnerst du dich noch an die Zeit, als du am Flughafenschalter nach einem Platz fernab kleiner Kinder gebeten hast? Wo du am Bahnsteig augenrollend Reißaus genommen hast, wenn sich ein Kind wütend und tobend auf den Boden geschmissen hat? Die Zeit, als du deine Hotels noch danach ausgesucht hast, dass es so wenig kinderfreundlich wie möglich ist?
Reisen mit Kindern bringt zusätzliche Herausforderungen und Stress für alle Beteiligten mit sich. Sie müssen betreut und beschäftigt werden und pendeln unentwegt zwischen Hunger, Durst, Pipi, Kacka und „Wann sind wir endlich da?“. All das kann eure Beziehung auf die Probe stellen.
Warum kommt es zu diesen ganzen Problemen?
1| Kommunikationsprobleme
Kommunikation ist das A und O in einer Partnerschaft. Wenn in diesem Bereich in eurem Alltag bereits der Wurm drin ist, dann kann es im Urlaub umso schneller zu Missverständnissen und Eskalationen kommen.
2| Unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen
Einer der Hauptgründe für Streitereien während des gemeinsamen Urlaubs sind unterschiedliche Vorstellungen von Entspannung und Freizeitgestaltung. Während der eine von einem Museum zum nächsten Tempel rennt, will der andere vielleicht einfach nur regelmäßig am Strand gewendet werden.
3| Ungeklärte Konflikte
Im stressfreien Urlaub, wo wir nicht ständig beschäftigt und abgelenkt sind, kommen gerne Konflikte und Spannungen an die Oberfläche, die schon lange in uns brodeln und darauf warten, angeschaut und angesprochen zu werden.
Was kannst du konkret dagegen tun?
1| Kommuniziere offen und ehrlich
Du kannst nicht davon ausgehen, dass dein Partner in deinen Kopf schauen und alle Wünsche von deinen Lippen ablesen kann. Sprecht unbedingt schon vor dem Urlaub über eure Erwartungen und Bedürfnisse. Was wünscht ihr euch von der gemeinsamen Zeit? Was sind die „No-Gos“ für dich und für deinen Partner?
2| Gemeinsame Urlaubsplanung
Einen Urlaub zu planen kostet Mühe und Zeit. Auch wenn du darauf vielleicht keine Lust hast, macht es Sinn, wenn ihr die Reiseplanung gemeinsam macht. Auf diese Weise könnt ihr Kompromisse finden, damit ihr beide auf eure Kosten kommt und den Urlaub genießen könnt.
3| Zeit mit sich allein
#tatjanaredettacheles
Ich weiß nicht, wer der Urheber dieses Irrglaubens ist, aber in meinen 1:1 Coachings mit den Frauen und Paaren erlebe ich es immer wieder, dass es für so viele Menschen scheinbar undenkbar ist, im gemeinsamen Urlaub auch einmal etwas alleine zu machen.
„Aber wir sind doch eine Familie und machen einen Familienurlaub.“
„Wir haben im Alltag so wenig Zeit füreinander, da sollten wir doch so viel gemeinsame Zeit miteinander verbringen.“
NEIN!
In den Ferien auch mal Zeit mit sich alleine zu verbringen ist sehr wichtig, um sich zu spüren, in sich hineinzuhorchen und wirklich bei sich selbst anzukommen. Wenn du dir so eine kleine Auszeit in eurem Urlaub erlaubst und gönnst, kannst du danach mit neuer Energie die Zeit mit deiner Familie und/oder mit deinem Partner viel mehr genießen.
4| Seid flexibel und geduldig
Das Leben passiert, während wir beschäftig damit sind, andere Pläne zu machen. Lass los und versuche nicht dem Leben deine exakten Vorstellungen aufzudrücken, weil du dem Leben damit die Chance nimmst, dich zu überraschen. Und wenn die Überraschung mal nicht so toll sein sollte, dann ist es keine Hilfe, dem Partner die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben.
5| Nutzt die Zeit zum Reflektieren
Zu zweit, bei einem Glas Chianti, ist es viel leichter eure Beziehung einmal zu reflektieren und euch gegenseitig offen und ehrlich zu sagen, was aus der Sicht von jedem von euch gut läuft, was ihr euch wünscht und was ihr künftig besser machen könnt, wenn ihr nach eurem Urlaub in den Alltag zurückkehrt.
Fazit
Ein Urlaub ist nicht die Ursache für eure Beziehungskrise. Die gemeinsame Ferienzeigt bringt lediglich das zutage, was es längst anzuschauen und zu lösen gilt. Wenn du merkst, dass eure Konflikte auch längere Zeit nach dem Urlaub nicht abklingen wollen und du Unterstützung brauchst, dann stehe ich dir (oder euch beiden) gerne zur Seite.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil. Es zeigt, dass dir eure Beziehung am Herzen liegt und du bereit bist, daran zu arbeiten. Wenn du ein Loch im Zahn hast, kommst du ja auch nicht auf die Idee den Zahn selbst zu flicken. Genauso verhält es sich mit Beziehungskrisen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es an einem gewissen Punkt in einer Beziehungskrise kompetente Unterstützung braucht.
Wenn dein Partner Hilfe von außen ablehnen sollte (wie die meisten Männer, weswegen ich hauptsächlich ja Beziehungscoaching für Frauen anbiete ;-), dann melde dich trotzdem gerne jederzeit, damit wir einfach mal unverbindlich und kostenlos sprechen und uns kennenlernen können.
Beziehungen gleichen einem Tanz. Wenn du deine Schritte änderst, wird dein Partner eingeladen, dir zu folgen. Es ist eine neue Zeit, in der wir Frauen die Führung übernehmen müssen. Für die Liebe.
Alles Liebe,
Tatjana ♡