Der Beginn einer Beziehung ist sehr spannend. Alles an unserem Partner ist neu und aufregend und wir nehmen ihn mit all unseren fünf Sinnen bewusst wahr. Die Jahre bringen es leider oft mit sich, dass unser Partner in unserem Leben zur Selbstverständlichkeit abwrackt und wir ihm nicht mehr achtsam begegnen.
Der Tod deiner Beziehung kommt schleichend.
“Allem Anfang wohnt ein Zauber inne.”
Diese berühmte Zeile aus Hermann Hesses wunderbarem Gedicht “Stufen” kann wohl jeder unterschreiben, der schon einmal über beide Ohren verliebt war.
Zu Beginn einer Liebesbeziehung gibt es noch keinen Filter aus negativen Assoziationen, der sich im Laufe der Zeit wie ein Nebel auf die Gläser unserer anfangs noch rosaroten Brille legt. Wir blicken den Menschen vor uns offenen Herzens an und verbinden ihn, dank des Hormon Cocktails in unserem Körper, mit positiven Gedanken und Gefühlen. Das hat die Natur clever eingefädelt. In der Natur ist vorgesehen, dass der psychoseähnliche Zustand des Verliebtseins so lange anhält, bis wir uns gepaart und vermehrt haben. Denn ist der Braten erst einmal in der Röhre, ist der Job der Natur erfüllt. Keiner hat was von erfüllter und glücklicher Beziehung bis ans Ende aller Tage gesagt.
Denk niemals deinen Partner zu kennen.
Wenn Beziehungen dann in die Jahre kommen, erhärtet sich das Bild immer mehr, das wir uns von unserem Gegenüber, im Laufe unserer Erfahrungen mit ihm, gemacht haben und wir fangen fatalerweise an zu glauben, dass wir unseren Partner kennen. Das tun wir aber nicht nur in unserer (ehelichen) Beziehung, sondern genauso in unseren Freundschaften, beruflichen Beziehungen oder bei uns selbst.
Irgendwann sagen wir Sätze wie: ”ICH WEISS, WIE MEINE FRAU TICKT”, “FÜR SOWAS IST MEIN MANN EH NICHT ZU HABEN” oder “SO BIN ICH HALT”.
Und vielleicht liegen wir mit unserer Aussage richtig. Vielleicht aber auch nicht.
Sicherlich werden wir mit den Jahren geübt im Umgang mit den Menschen, die uns am nächsten stehen und mit denen wir am meisten Zeit verbringen. Dennoch ist es wichtig, dass wir in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen und unser Gegenüber im Hier und Jetzt aufgeschlossen, mit Interesse und Neugier wahrnehmen. Sonst verpassen wir unseren Beziehungspartner und schaffen einen Nährboden auf dem Entfremdung und Auseinanderleben prächtig gedeihen.
Achtsamkeit im Beziehungsalltag braucht unser Engagement.
Seinen Partner nicht in die Schublade „KENN ICH SCHON“ zu schieben, erfordert gleich eine ganze Reihe an Fähigkeiten. Es bedarf viel Achtsamkeit im Alltag uns einem Menschen im gegenwärtigen Augenblick wirklich zuzuwenden und dabei die Vorurteile und Konzepte zu ignorieren, die unser Verstand (ihr wisst schon, genau wie mein HORST :-) uns permanent ins Ohr flüstert.
Neben der Achtsamkeit ist unser Commitment vonnöten. Also die Entscheidung, dass uns dieser Mensch und diese Beziehung wirklich wichtig sind und wir uns voll und ganz dafür engagieren. Auch wenn sich das nicht immer gut anfühlt. Jeder von uns entwickelt sich permanent und unaufhaltsam weiter. Das gilt für dich und deinen Partner, genauso wie für mich und Hinz und Kunz. Der einzige Unterschied, ist, dass die einen sich bewusst in eine Richtung ihrer Wahl weiterentwickeln und die anderen eher willkürlich weiterentwickelt werden.
Keiner von uns ist derselbe Mensch, der er gestern war.
Und wer weiß? Vielleicht überrascht dich dein Partner ja mit einer Seite, die du noch gar nicht gekannt hast und bringt dadurch ganz frischen Wind in eure Beziehung? Wir dürfen im Leben stets die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass auch etwas Gutes dabei herauskommen kann.
Also bleib neugierig, offen und gespannt. Immer gewillt, die Person an deiner Seite jeden Tag aufs Neue kennen zu lernen.
Und das Gleiche gilt natürlich auch für dich selbst!
Alles Liebe,
Tatjana ♡